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Trauma und wiedererlangte Erinnerung
Pilotstudie
Bei der wissenschaftlichen Untersuchung und therapeutischen
Behandlung der Opfer traumatisierender Ereignisse fällt auf,
dass manche der Betroffenen sich zunächst nicht an die
konkrete Ursache ihrer vielfältigen psychischen und
psychosomatischen Störungen erinnern können. Dabei gibt
es einen nicht-trivialen Zusammenhang zwischen dem Inhalt und dem
Andauern des traumatisierenden Ereignisses einerseits und der
Frage der persistenten Erinnerung bei den Opfern andererseits.
Während Kriegserlebnisse, schwere Unfälle, Lager- und
Geiselhaft vielleicht nicht in allen Einzelheiten, aber doch als
Ereignis selbst ganz überwiegend persistent erinnert werden,
scheint es vier Arten der Traumatisierung zu geben, bei denen die
Erinnerungen an die traumatisierenden Ereignisse oftmals
über einen längeren Zeitraum fehlen und - spontan oder
im Rahmen einer spezifischen Therapie - zurückerlangt werden
müssen: (1) der intrafamiliale sexuelle Missbrauch, (2)
satanisch-rituelle Gewalt, (3) die Entführung durch
Außerirdische und (4) Gewalterfahrungen in einem
früheren Leben.
Trotz vieler Unterschieds (insbesondere hinsichtlich des
Realitätstatus, der den jeweiligen Phänomenen sozial
zugesprochen wird) sind die genannten vier Phänomene
über das so genannte Recovery-Paradigma unmittelbar
miteinander verknüpft: es sind identische
psychotherapeutische Praxisformen (insbesondere
Regressionshypnose), mit denen in der Behandlung traumabedingter
Störungen die Erinnerung an die jeweiligen Trauma-Ursachen
,zurückgeholt' wird.
Fazit des Abschlussberichts der Pilotstudie: Vorgeschlagen
wird die Durchführung eines Forschungsprojekts zur Frage,
wie es Menschen möglich ist, durch Regressionshypnose und
ähnliche Verfahren subjektiv sichere Erinnerungen an
Ereignisse zu erlangen, die nach der in ihrer Kultur
dominierenden Weltanschauung nicht stattgefunden haben
können. Beantwortet werden soll diese Frage durch einen
Vergleich der Prozesse und Folgen der Wiedererinnerung an
Ereignisse, deren Realität in der Gesellschaft und den
zuständigen Fachdisziplinen sehr unterschiedlich
eingeschätzt wird.
Es ist noch nicht entschieden, zu welchem Zeitpunkt und in
welcher Form das Hauptprojekt durchgeführt wird.
Online-Publikationen:
Michael Schetsche: Trauma im
gesellschaftlichen Diskurs. Deutungsmuster, Akteure, Öffentlichkeiten.