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Duale-Aspekte Monismus
Wenn auch in den meisten Bereichen der gegenwärtigen Hirnforschung oft davon ausgegangen wird, dass
mentale Zustände "im Wesentlichen" neuronale Zustände "sind", so fehlen dieser Annahme doch weitgehend
solide theoretische oder empirische Belege. Die unbestrittene Tatsache, dass mentale und neuronale Zustände korreliert
sind, hat bislang nicht zu einem klaren Bild davon geführt, welcher Natur diese Korrelationen sind. Zu dieser Frage beschäftigen
wir uns vor allem mit Vorstellungen, die aus der Analyse der Ansätze von W. Pauli und C. G. Jung um die Mitte des 20. Jahrhunderts
hervorgehen. Dabei werden mentale und materielle Bereiche als duale Aspekte einer ihnen zugrundeliegenden, psychophysisch neutralen
Wirklichkeit behandelt.
Korrelationen zwischen mentalen und materiellen Zuständen sind eine intrinsische Eigenschaft von Modellen der psychophysischen
Wechselbeziehung, welche solche Zustände als duale Aspekte einer ihnen zugrundeliegenden Wirklichkeit ansehen, die weder mental
noch materiell ist. Eine sehr frühe Version eines derartigen Modells stammt von Spinoza, und seither wurden Varianten davon immer
wieder, wenn auch kaum als philosophische Hauptströmungen, ins Spiel gebracht. Bekannte Namen in der modernen philosophischen Geschichte
des duale-Aspekte-Monismus sind Strawson, Nagel, und Chalmers. Aus der Sicht philosophisch interessierter Wissenschaftler sind an erster
Stelle Wolfgang Pauli und C. G. Jung zu nennen (außerdem etwa Bohm und d'Espagnat).
In einer Reihe von Arbeiten, zum Teil wissenschaftshistorischen Zuschnitts, gelang es uns, die wichtigsten Charakteristika der Vorstellungen
von Pauli und Jung systematisch zu rekonstruieren. Dabei war insbesondere die umfangreiche Korrespondenz von Pauli, herausgegeben in acht
Bänden von Karl von Meyenn, sehr hilfreich. Es zeigte sich, wie die auf den ersten Blick ähnliche Position des neutralen
Monismus (Mach, James, Russell) von der Konzeption Paulis und Jungs zu unterscheiden ist. Ein wesentlicher Unterschied liegt darin, dass die
psychophysisch neutrale Wirklichkeit bei Pauli und Jung grundsätzlich nur indirekt empirisch zugänglich ist,
nämlich über ihre Aspekte.