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Schlafparalyse und außergewöhnliche Erfahrungen
Was ist Schlafparalyse?
Eine bewusst erlebte Schlafparalyse (kurz: SP – auch Schlaflähmung oder Schlafstarre) liegt dann vor,
wenn Betroffene sich beim Einschlafen oder Aufwachen wach fühlen, aber vollkommen
bewegungsunfähig sind. Dieser Zustand wird häufig auch von starken Angstgefühlen sowie von
merkwürdigen und bizarren Wahrnehmungen begleitet. Man sieht beispielsweise schattenhafte
Gestalten, hört Geräusche (Brummen, Summen, Stimmen, Schritte), hat das Gefühl, dass
irgendetwas im Raum ist, was nicht dorthin gehört, oder dass man den Körper verlässt und schwebt.
Eine Schlaflähmung hält in der Regel nicht lange an, meist nur wenige Sekunden bis einige Minuten.
Von einigen Personen, die SP öfter erleben und mit dem Zustand vertraut geworden sind, wird die SP
als Methode verwendet, um Erfahrungen wie z.B. luzide Träume und außerkörperliche Erfahrungen
herbeizuführen. Diese Zustände werden als positiv erlebt.
Grundlage der bewusst erlebten Schlafparalyse ist die in der REM-Schlafphase übliche und nicht
bewusst erlebte Lähmung der Muskulatur. Diese Muskelatonie ist ein gewöhnlicher Teil des REM-
Schlafs und führt dazu, dass Handlungen in Träumen nicht tatsächlich körperlich ausgeführt werden.
Wenn diese Muskelatonie zeitlich mit dem Wachbewusstsein zusammenfällt, spricht man von einer
bewusst erlebten Schlafparalyse (kurz: SP). Die Wahrscheinlichkeit, eine SP mindestens einmal im
Leben zu erleben (Lebenszeitprävalenz für SP) beträgt in der Allgemeinbevölkerung ca. 8%. In
anderen Gruppen (z.B. Studierende oder Patient:innen in psychiatrischer Behandlung) kann diese
Wahrscheinlichkeit allerdings weitaus höher sein. Die SP gilt als universelles Phänomen, das von allen
Menschen – unabhängig von Ort, Zeitepoche, Ethnizität oder Kultur – erlebt wurde und wird. Die
grundlegende Phänomenologie der Erfahrung scheint sich dabei immer sehr ähnlich zu sein, während
die jeweilige Interpretation bzw. Deutung der Erfahrung individuell, aber auch gesellschaftlich
unterschiedlich ausfallen kann.
In der schlafmedizinischen Terminologie zählt SP zu den Parasomnien und gilt damit als
Schlafstörung. SP kann ein Symptom einer Narkolepsie-Erkrankung sein. Dann spricht man allerdings
nicht von isolierter SP, auf die unsere Umfrage gerichtet war.
Tätigkeiten des Forschungsprojektes
Seit 2015 beschäftigen sich Dr. Gerhard Mayer (Projektleiter) und Max Fuhrmann (Wissenschaftlicher
Mitarbeiter) in diesem Forschungsprojekt des IGPP mit der Vielfältigkeit des bewussten Erlebens von
Schlafparalyse. In einer Pilotstudie (2015 – 2016) wurde zunächst eine umfassende Literatursichtung
vorgenommen sowie eine an deutsche Schlaflabore gerichtete Online-Umfrage durchgeführt, um ein
Bild von der Relevanz der Schlafparalyse im klinischen Kontext zu gewinnen. Die Ergebnisse dieser
ersten Aktivitäten wurden in einem Schlafparalyse-Übersichtsartikel zusammengefasst: Schlafparalyse. Phänomenologie – Deutungen – Coping (2016).
Im Jahr 2018 wurde dann eine Online-Befragung von Betroffenen durchgeführt (insgesamt 380
komplett ausgefüllte Fragebögen). In dieser Befragung ging es u.a. um die individuelle Deutung und
biografische Integration von mit Schlafparalyse zusammenhängenden außergewöhnlichen
Erfahrungen sowie den Ängsten vor bzw. Gefahren durch soziale Stigmatisierung. Die Auswertung
der Ergebnisse dieser Umfrage führte bislang zu zwei englischsprachigen Aufsätzen: A German Online
Survey of People Who Have Experienced Sleep Paralysis (2021) sowie Sleep Paralysis and Extraordinary Experiences (2022).
Eine Zusammenfassung der zentralen Inhalte dieser beiden Artikel
finden Sie hier.
Ein weiterer Artikel zum Umgang Betroffener mit den Erlebnissen ist in Vorbereitung.
Dieses Thema wird zudem durch eine neue Umfrage vertieft werden, die die Psychologie-Studentin
Franziska Metz im Rahmen ihrer Masterarbeit durchführen wird. Abschließend soll eine ausführliche
deutschsprachige Zusammenfassung in der Zeitschrift für Anomalistik erscheinen.
Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse
Eine kurze deutschsprachige Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse der Umfrage findet sich hier.
Publikationsliste
Fuhrmann, M. & Mayer, G. (2016). Schlafparalyse. Phänomenologie – Deutungen – Coping. Zeitschrift für Anomalistik, 16(3), 275–306.
Mayer, G. & Fuhrmann, M. (2021). A German Online Survey of People Who Have Experienced Sleep Paralysis. Journal of Sleep Research. DOI: 10.1111/jsr.13509
Eine Pre-Print-Version des Artikels findet sich hier.
Mayer, G. & Fuhrmann, M. (2022). Sleep Paralysis and Extraordinary Experiences. Journal of
Anomalous Experience and Cognition. DOI: 10.31156/jaex.23534
Mayer, G., & Fuhrmann, M. (2023). Schlafparalyse und außergewöhnliche Erfahrungen. Journal of Anomalistics, 23(1), 41–76. https://doi.org/10.23793/zfa.2023.41
Beteiligte Personen
Projektleiter:
Dr. Gerhard Mayer
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Max Fuhrmann