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Risse im Alltäglichen: Die Rezeption von filmischen Darstellungen mit okkulten Inhalten
In dieser Studie wurde der Frage nachgegangen, von welchen Faktoren die Art der
Rezeption 'okkulter' bzw. nicht-rationaler Filminhalte in Horrorfilmen abhängt,
inwieweit sich also individuelle Rezeptionsmuster nachweisen lassen. Weiterhin
wurde untersucht, inwieweit sich 'Horrorfans' von anderen Jugendlichen in der
Filmverarbeitung und hinsichtlich verschiedener Persönlichkeitsfaktoren unterscheiden.
Fünfzig Jugendlichen wurde in Einzelsitzungen jeweils ein Teil eines Horrorfilmes
vorgeführt. Die Darbietung wurde an mehreren Stellen unterbrochen, und anhand eines
Interviewleitfadens wurden Fragen gestellt, die sich auf das gerade Gesehene bezogen.
Weitere Daten konnten in mündlichen Interviews nach der Filmdarbietung gewonnen werden.
Fragebögen, die die Probanden ausgefüllt zur Untersuchung mitzubringen hatten,
enthielten Skalen zu verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen wie auch zur Erfassung
okkulter Belief-Systeme, zu Erfahrungen mit okkulten Praktiken und zu aktuellen Lebensthemen.
Es stellte sich heraus, dass die Orientierung an nicht-rationalen Filminhalten ein relativ
überdauerndes, d.h. nicht entwicklungsabhängiges Persönlichkeitsmerkmal zu sein scheint,
welches mit Persönlichkeitsmerkmalen wie emotionaler Labilität und einer pessimistischen
Grundeinstellung wie auch mit der Ausbildung okkulter Belief-Systeme zusammenhängt. Die
Vorliebe für das Genre Horror stellte sich hingegen als entwicklungsabhängig dar. In den
Bereichen Politik und Sexualität hat bei Horrorfans tendenziell eine weitergehende Auseinandersetzung
stattgefunden, als dies bei den anderen Probanden der Fall war. Horrorfans zeichnen sich
entgegen unseren Erwartungen nicht durch eine besonders ausgeprägte Orientierung an nicht-rationalen
Inhalten in den Filmen aus. Auch war kein direkter Bezug auf okkulte Belief-Systeme nachweisbar.
Andere Themenbereiche, nämlich Aggressivität und Sexualität, spielen eine wichtigere Rolle.
Die Nähe zu gesellschaftlich tabuierten Themen scheint das entscheidende Moment zu sein,
was Horrorfilme für manche Jugendliche in einer bestimmten Entwicklungsphase zu einem
prädestinierten Filmgenre macht. Neben der quantitativen Auswertung der Daten wurden sieben
Einzelfälle unter Zuhilfenahme des gesamten Erhobenen Datenmaterials genauer analysiert, um
ein plastisches Bild individueller Rezeptionsstrategien zu gewinnen.
Projektleiter: Prof. Dr. Johannes Mischo
Bearbeiter: Dr. Gerhard Mayer
Publikationen:
Mayer, Gerhard (2006). Das Unheimliche in Horrorfilmen. Rezeptionsstrategien bei
Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Deutschunterricht, 58(3), 68-73.
Mayer, Gerhard (2000): Risse im Alltäglichen. Die Rezeption okkulter
Darstellungen in Filmen. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Mayer, Gerhard (2000): Nightmare on Elmstreet. Okkulte Filminhalte:
Rezeptionsstrategien bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In: Zeitschrift für
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie, 42/43, S. 109-130.
Mayer, Gerhard (1999). Die Rezeption von
filmischen Darstellungen mit okkulten Inhalten. In G.
Krampen, H. Zayer, W. Schönpflug, & G. Richardt
Eds.), Beiträge zur Angewandten Psychologie (412-413).
Bonn: Deutscher Psychologen Verlag.