Besessenheit und Bewusstseinskontrolle

Pilotstudie

Gegenstand der Untersuchung waren zwei Vorstellungen, die auf den ersten Blick nicht viel gemein zu haben scheinen: die religiös motivierte Idee von der Besessenheit von Menschen durch böse Geister oder Dämonen und die säkular begründete Idee von der psychotechnischen Kontrolle des Bewusstseins von Individuen. Die als Pilotprojekt durchgeführte Literaturstudie zeigte jedoch, dass beide Vorstellungen eine gemeinsame, emotional stark besetzte Grundüberzeugung eint: die Annahme, dass vollständige Fremdkontrolle des Subjekts durch einen (menschlichen bzw. nichtmenschlichen) Akteur nicht nur möglich ist, sondern dass diese in der Realität zumindest in Einzelfällen auch stattfindet. Es wurde außerdem festgestellt, dass beide Ideen in historischer Perspektive diskursiv und organisatorisch verknüpft sind - und zwar über die Entstehung der modernen Psychologie.

Fazit des Abschlussberichts der Pilotstudie: Vorgeschlagen wird die Durchführungen einer diskursanalytischen Studie, die gemeinsame und separate Merkmale der Diskurse über Besessenheit und Bewusstseinskontrolle auf fünf Ebenen zu untersuchen hätte: (1) die Konzeptionen und ihre subsummierten phänomenalen Erscheinungsformen, (2) ihre gesellschaftliche Verbreitung und Bewertung und dazu verwendete Mittel, (3) die beteiligten Akteure, (4) die rhetorisch-stilistischen Darstellungsformen sowie (5) die materialen Diskurspraktiken.